Katz und Maus


Silvan Binotto BA






Anatomie und Montage – ein fotografisches Experiment

Muskeln, Knochen oder Gedärme. Alles Bestandteil der Anatomie und den Meisten bekannt — gesehen in Schulbüchern und Modellen. In diesen sieht man klar erkennbare Formen und liebliche Farben, welche mit der Wirklichkeit nur wenig gemeinsam haben.



Gestalterisches Mentorat
Alessandro Holler
und Jonas Lauströer


Kooperationspartner
Prof. Dr. med. vet. Antonio Pozzi
Dr. med. vet. Federico Longo
Universitäres Tierspital Zürich

Dr. Kyra Zens
Universität Zürich


Eine Alternative können anatomische Fotografien sein, die aber um ein Vielfaches unangenehmer anzuschauen sind. Glanzflecken fressen Grossteile des Kadavers aus, starke Kontraste sind häufig gegeben und durch eine optische Krümmung wölbt sich das Bild abstossend. Die Fotografie ist unangenehmer anzuschauen als das Original.

Bei dieser Arbeit handelt es sich um den Versuch einen Zwischenweg zu gehen. Mithilfe der Fotografie kann man die benötigten Daten schnell und effizient aufzeichnen.  Anschliessend werden diese digital bearbeitet, um die Lesbarkeit zu optimieren sowie eine Ästhetik zu erreichen, die zum längeren Betrachten einlädt. Durch die Montage wird das Bild verändert, das Ziel ist jedoch eine Annäherung an die Wirklichkeit. Am Ende ist ein Bild gegeben, welches ästhetische Eigenschaften eines klassischen Aquarells und einer Fotografie aufweist.

Die Präparation ist bei dieser Methode ein wichtiger Bestandteil der Gestaltung, was eine enge Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern erfordert.








Diese Slideshow zeigt auf insgesamt sieben Bildern die Dissektion einer Maus. Bei jedem Bild wird ein weiteres Organ (bei Nr. 6 der Brustkorb) der Maus entfernt. Damit die Serie in der Gestaltung und Abfolge eine Konstanz aufweist, wurde nur der innere Teil von ihr angepasst. Beim durchschauen der Slideshow lässt sich gut erkennen, welche Bereiche des Bildes jeweils bearbeitet sind.





Bei diesem Beispiel werden Schrittweise die Muskeln des Hinterbeines einer Katze entfernt. Damit die Position des Beines konstant ist, wurden die zu Beginn der Aufnahme durch Muskeln verdeckten Endpunkte der Knochen mit Nadeln (Löchern) im Hintergrund markiert. Leichte Unterschiede konnten am Ende des Arbeitsprozesses digital angepasst werden. Eine durchgehende Konstante ist die unrasierte schwarze Pfote.







Beim Vorderbein wurde die selbe Methode verwendet. Bild eins und zwei unterscheiden sich nur in der oberen Hälfte bis zum Kniegelenk. Beim dritten Bild wurde zusätzlich der Unterschenkel bearbeitet.

Bei der Pfote lässt sich eine Eresion (die Stelle ohne Haare) erkennen. Diese ist wahrscheinlich bei einem Verkehrsunfall entstanden. Einige Knochen bei der Pfote weisen zudem Brüche auf.






Zur Machart und Methode





Aufnahme

Weil das Objekt nicht stehend fotografiert werden konnte, war ein Spezialgestell notwendig welches Kamerafahrten bei liegenden Objekten ermöglichte. Damit ist die notwendige Präzision gewährleistet.  Zusätzlich wurden an diesem Gestell Reflektoren sowie Lichtdiffusoren angebracht. Oberhalb ist eine LED-Leuchte zu erkennen. LED-Lichter wurden aufgrund der geringeren Hitzeerzeugung verwendet. Bei zu heissen Lichtquellen besteht die Gefahr,  dass die Austrocknung des Kadavers zu schnell erfolgt.







Erste Versuche

Um eine ausgewogenen Raw-Datei zu erhalten, wurde ein weiches Grundlicht eingerichtet. Dazu gab es eine zweite Lichtsituation, welche an anderen Stellen Glanzlichter erzeugte und einen leichten Schlagschatten warf. In der anschliessenden Digitalen Bearbeitung ermöglichte dies die Entfernung der stärksten Glanzstellen durch das überlagern der zwei erhaltenen Bilder. Im Verlauf dieser Tests viel auf, dass sich die Kamera und der Raum stellenweise im Objekt reflektieren. Um dies zu verhindern, bzw. zu reduzieren mussten zusätzliche Reflektoren angebracht werden.

Auf dem Bild einer Armani Code Flasche lassen sich verschiedene dieser Umstände erkennen. So sieht man zum Beispiel bei den blauen Kreisen Reflektionen der Konstruktion. Bei den Gelben Kreisen hat sich das Kameraobjektiv im Objekt gespiegelt. Im Hintergrund lässt sich zudem erkennen, dass die Kamera Sensorflecken hat.









Digitale Nachbearbeitung

In der Nachbearbeitung wurden diverse Eingriffe vorgenommen. Wie bei den meisten Fotografien wurde die Farbe, der Weissabgleich sowie der Fokus nachkorrigiert. Hilfslinien im Hintergrund wurden entfernt, Zähne gebleicht und Anschläge, wie beim Schwanz noch zu erkennen, entfernt.

Unüblicher dürfte das Zusammenfügen verschiedener Bilder sein, welches zur Abschwächung der Perspektive und einem damit einhergehenden “ruhigeren Bildern” gemacht wurde.