Flüssig, heiss und feuerrot?


Stefan Scherrer BA



Neuigkeiten aus dem Inneren der Erde

Unsere Vorstellung vom Erdinnern ist stark mit dem Bild von Lava verknüpft: geschmolzen und feuerrot. Doch das Gegenteil ist der Fall. Dieser Irrtum muss für die bildhafte Vermittlung von geophysikalischem Wissen überwunden werden.


Gestalterisches Mentorat
Michael Stünzi


Wissenschaftliches Mentorat
Fabio Crameri, PhD Geophysics


Kooperationspartner*innen
University of Oslo –
The Centre for Earth
Evolution and Dynamics 
ETH Zurich -
Institut für Geophysik

Die Vermittlung neuer Erkenntnisse für ein breiteres Publikum ist häufig eine Herausforderung für Forschende. Fabio Crameri und sein Team an der ETH Zürich simulierten 2012 die evolutionären Vorgänge im Erdmantel. Die Visualisierung der Daten förderte zwar neue Erkenntnisse zutage; diese konnten aber einem breiteren Publikum nicht vermittelt werden. Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Veranschaulichung bildhafter Daten.

Wie stellst du dir das Erdinnere vor? Geophysikalische Datenvisualisierungen sind farbkodiert und lösen bei den Betrachtenden falsche Assoziationen aus: rote Temperaturwerte könnten etwa als fliessendes Magma gelesen werden. Im tiefen Erdinnern ist es jedoch weder rot noch geschmolzen, sondern grün und grösstenteils fest. Für die Vermittlung wird die sichtbare Repräsentation des Erdinnern dem thermischen Datengerüst gegenübergestellt. Daraus resultierte ein Designprozess, der den Disziplinen übergreifenden Diskurs in den Geowissenschaften anregen möchte.

Inspiriert vom klassischen wissenschaftlichen Poster entstand ein Prototyp für einen Zeitraffer. Dieser kann zur Vermittlung neuen Wissens in einem repräsentativen Universitätsfoyer eingesetzt werden. Hierbei werden verbreitete Vorstellungen zum Erdinnern kritisch hinterfragt. In engem Austausch mit Fabio Crameri ist es nicht nur gelungen, thermische Modelldaten zugänglich zu machen, sondern auch das wahrscheinlich wahre Gesicht des Erdinnern zu visualisieren.


Die Vision Ich will komplexes Wissen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen


Die ZielgruppeAkademikerinnen und Akademiker / Interessierte Laien


Das ZielDie Dynamik der Mantelkonvektion erklären


Das MediumPublic Screen im Hochformat


Der PrototypInspiriert vom wissenschaftlichen Poster









Die Basis Numerische Temperaturvisualisierungen aus der geophysikalischen Forschung

Das ProblemEs gibt ein Missverständnis: Im Erdinnern ist es nicht rot oder geschmolzen, sondern grösstenteils grün und fest.

Die Herausforderung
Wie sind thermische Daten abzubilden, ohne dass bei Betrachtenden falsche Assoziationen ausgelöst werden?


2D-Temperatursimulation (Fabio Crameri, 2020)

3D-Temperatursimulation (Fabio Crameri, 2020)



Die Strategie Die Farbpalette und die Struktur werden von Mineralien aus dem Erdinnern abgeleitet. Ein naturalistisch anmutendes Modell der Erde wird mit den abstrakten Simulationen kombiniert. Ein Ansatz für eine unmissverständliche Vermittlung.

sichtbar, steinig, naturalistisch, mineralisch, ästhetisch

unsichtbar, warm/kalt, thermisch, theoretisch 
(Quelle: rawpixel)





Die Gestaltung
Die folgenden Entwurfsreihen untersuchen Projektion, Licht, Schatten, Textur und Schnitt. Ein Weg zum Modell, das Wissen auf der Basis von geophysikalischen Daten vermittelt.













Die TechnikDatenoberflächen müssen reduziert, optimiert und in einen 3D-modellierten Globus integriert werden.

Die Software
2D: Adobe Photoshop, Illustrator, InDesign, After Effects, ProCreate
3D: Cinema4D, ZBrush






Die Abstraktion
Skizzen regen konzeptionelle Überlegungen an und klären Missverständnisse in der Kommunikation mit Forschenden.




Der Prozess zum Poster ist von der hohen Informationsdichte gekennzeichnet.




Die Dimensionen
Zum Verständnis müssen unterschiedliche Grössen- und Zeitskalen ins Layout integriert werden: global, regional und lokal.





Der Zeitraffer
Datensätze wurden für drei Ausschnitte ausgewählt und im Zeitraffer getestet.






Die AnwendungMit “Dynamic Mantle” wird Interesse für das Wissen aus der Geophysik geweckt. Universitäten oder Museen können den Zeitraffer im Hochformat-Screen einsetzen. Bei dessen Betrachtung werden kursierende Vorstellungen zum Erdinnern kritisch hinterfragt.




Danke - Michael, Fabio, Grace, VSV-Team, Daryl, Tobi und Sarah





︎ info@stefan-scherrer.ch